Multihull Sailing Week 2005

Fethiye 2005 - Rückschau und Ausblick

Von Carlo Backhausen

Die Fethiye-Regatta 2005 war – wie schon 2004 – ein Riesen-Vergnügen. Ich wünsche ihr, dass sie weiter wächst und Spaß macht. Dafür bedarf es aus meiner Sicht einer einzigen kleinen Revision. Zunächst möchte ich plädieren für das, was bleiben kann:

Plädoyer für eine Änderung:
Der Regatta-Leiter Hansi ist mit der Fülle von Aufgaben überfordert. Steuerung der Brigantine, Suche nach Ankergrund für Schiff und Bahnmarken, Auslegung und Durchsage der GPS-Positionen von Tonnen und Startlinie, Geben von optischen und akustischen Signalen, Bedienung des Sprechfunks und die Zeitnahme beim Zieldurchlauf sind einfach zu viel für einen, der nie Cat-Regatten gesegelt hat. Ihm zur Seite gehört jemand, der das Interesse der Cat-Segler im Blick hat und im Notfall aktiv wird; Segler unserer Couleur nehmen eine weite Anreise und eine hohe Charter-Gebühr in Kauf, weil sie unter Gleichgesinnten sein wollen. Auch der Regatta-Leiter sollte gleich gesinnt sein.

Rückblick mit Schmerzen: Der fünfte und letzte Lauf der Regatta vor Fethiye hatte die besten Bedingungen der ganzen Woche. Gleichzeitig war er der Lauf, der über Platz und Sieg entschied. Ich sah schon kurz nach dem Start – mit halbem Wind –, dass die erste Bahnmarke fehlte, von zwei-Meter-und-fünfzig Höhe von der She-San aus, mal mit, mal ohne Fernglas. Auf der ruhig vor Anker liegenden Brigantine dürfte der Bahnmarken-Mangel längst bemerkt worden sein. Ich suchte nun ab, wohin sie getrieben sein mochte. Ein anderer Segler rief über Kanal sechs für alle hörbar, dass die Marke fehlt. Ich verharrte dort, wo sie im Lauf zuvor lag und wartete auf den allgemeinen Rückruf. Stattdessen sah ich die Schiffe nun direkt auf die zweite – und letzte – Bahnmarke zusegeln. Nie zuvor auf einer Regatta-Bahn war ein Lauf gewertet worden, dem eine Wendemarke fehlte. Nichts auf der Welt hätte mich dazu bringen können, dem Hammeltrieb hilfloser Geisterfahrer zu folgen. Nicht mal meine Frau, die sich, als ich nicht weiter segeln wollte, von mir trennen wollte. Nicht meine Freunde an Bord, über deren Hausschwelle ich nicht mehr gehen sollte, wenn ich nicht weiter segele. Letzteren bot ich das Steuer an, sie wollten es nicht. Ich war der einsamste Mann auf der Regatta-Bahn.

Auf jeder anderen Segelveranstaltung hätte nun mein Protest gegen die Wertung des Laufes Erfolg gehabt. Aber wer in Fethiye protestiert, hat zunächst eine Runde zu zahlen an alle Skipper. Die treten dann angeheitert zusammen und entscheiden, ob der Protest zurück gewiesen oder ihm stattgegeben wird. Unter solchen Umständen überlegte ich, ob ich meinen Verstand abschalten soll.

Es war so schade, unter schönsten Segelbedingungen, mit Vorsprung an zweiter Stelle liegend, zuzusehen, wie alle nachfolgenden Schiffe sich den Weg verkürzten und unsere Siegchancen dahin schmelzen ließen. Selbst die für Fair-Play bekannten Engländer handelten nach dem Motto: hoffentlich fotografiert keiner unser Unfair-Play. „Hansi“, fragte ich ihn nach der Regatta, „warum hast du keinen allgemeinen Rückruf gemacht ?“ „Ich war auf der Toilette“. „Warum hat keiner der beiden anderen Männer an Bord etwas unternommen ?“ „Die haben nichts gehört.“ Da fielen mir die drei Affen ein, die sich Augen, Mund und Ohren zuhalten. Es blieb noch die Hoffnung auf die Nicht-Wertung des Laufes. Aber zu so viel sportlicher Fairness konnte sich Veranstalter Christian Grünert, Mitsegler und Schiedsrichter zugleich, im Interessenkonflikt nicht durchringen.

Resümee

Meine Begeisterung für das schönste Segel-Ereignis des Jahres für Kreuzer-Cats ist grenzenlos, meine Bewunderung für Othmar Karschulin und Christian Grünert und ihren Instinkt für das Machbare nicht minder. Aber Fethiye 2006 braucht auf der Brigantine eine unabhängige und kundige Instanz. Wenn man die nicht findet, stelle ich mich dafür zur Verfügung. Viel lieber würde ich die She-San im dritten Anlauf und nach zwei zweiten Plätzen zum Sieg segeln !

Carlo Backhausen

 

Dazu eine Anmerkung: Hansi als "Regatta-Leiter" die Schuld am "Nichtabbruch" zu geben, geht etwas an der Sache vorbei. Er hat den undankbaren Posten die Bojen zu setzen, die Regatten zu starten und den Zieleinlauf zu stoppen. Diese Abläufe haben - wie auch im letzten Jahr - super geklappt. Dass Wendemarken geklaut werden, war für uns alle eine neue Erfahrung und das Rennen hätte man somit abbrechen müssen/können. Hier mag ein KnowHow-Mangel an Bord der "Father Murphy" vorgelegen haben. Die verantwortlichen "Regatta-Veranstalter, -leiter" haben sich in dieser Situation aber dezent gedrückt und sind lieber weiter gesegelt. Dafür erbitten wir ein General-Pardon. Aber sogar wir lernen aus Erfahrung und werden für das nächste Jahr ein mehrbändiges Regelwerk an alle unfairen Skipper verteilen, damit weitere internationale Zwischenfälle vermieden werden. Auch die Regattaleitung wird ernsthaft geschult werden. Carlo darf somit auch 2006 den Event wieder an Bord der "She San" bestreiten und dem ersten Platz hinterherjagen.
Othmar


Und wer noch einmal wissen will, wie schön es auch 2004 war ...
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