Liebe Proaistas,
die Saison ist bereits weit fortgeschritten. Während der Wintersaison und besonders im Frühjahr hat auch RapaNui einige Veränderungen erfahren. Ich wollte aber auch bereits über Erfahrungen damit berichten, und so ist nun doch schon einige Zeit ins Land geschritten.
Also denn:
Eine gravierende Verbesserung ergab sich durch zwei nur kleine Änderungen. Das erste war die Verlegung des Mastfußes zur Bootsmitte. Der Mastfuß steht nun im Abstand von 20cm vom Rand des Hauptrumpfes auf der Plattform. Das stabilisiert das Boot gewichtsmäßig, weil das gesamte Gewicht der Tagelage nun mehr nach Luv kommt. Die zweite war die Verlegung des Holepunktes für die Großschot von der Leeseite des Hauptrumpfes auf die Plattform. Beide Änderungen zusammen, und das ist das eigentlich wesentliche Ergebnis, ergeben eine deutliche Verbesserung der Am-Windeigenschaften. Hatte das Boot mit der alten Anordnung nur einen Wendewinkel von 130°, sind es nun überaus erfreuliche 90°(über Grund).
Der treue Leser dieses Forums weiß, dass RapaNui in der letzten Saison zwei große Probleme hatte. Der Standard- Surfmast war für das 12qm Segel zu weich und bog sich bei stärkeren Winden. Das hatte zur Folge, dass der Rahfuß ins Wasser eintauchte mit einer unglaublich wirksamen, leider aber total unerwünschten Bremswirkung. Ich wurde jedes Mal an meine Moped-Zeit erinnert (Führerscheinklasse 5) als bei 40 km/h die Drossel einsetzte, obwohl der Motor noch viel mehr hergegeben hätte. Den gleichen Effekt hatte die jeweils vordere untere Ruderaufnahme, die bei einem leichten Eintauchen des Vorderschiffes, insbesondere bei etwas höherem Wellengang, die gleiche fatale Bremswirkung entwickelte. Absolut frustrierend.
Zu Pkt. 2 habe ich bereits in der letzten Saison das ROmaM (Ruderanlage nach Othmar modifiziert a la Manfred) ausprobiert, dass, nachdem es sich auf einer Seite bewährt hat, nun auch auf der anderen Seite zum Einsatz kam. Wie gesagt bin ich damit sehr zufrieden und könnte mir die Technik auch für größere Boote vorstellen. Die Vorteile:
• Einfache Konstruktion, keine engen Toleranzvorgaben.
• Leichte Verstellbarkeit
• Alle Anlagenteile sind bei Bedarf oberhalb der Wasserlinie gut zugänglich
• Keine Rumpfdurchführungen, die zu Leckage führen könnten
• Durch Befestigung der Anlage nach vorn durch Tampen von entsprechendem Durchmesser kann eine Sollbruchstelle
erzeugt werden, so dass bei Grundberührung das Ruder nicht beschädigt wird.
• Die Anlage liegt außerhalb des Rumpfes und beeinträchtigt damit nicht den Innenraum.
• Nur geringe Ruderkräfte (wenn dieser Punkt nicht wäre, wäre das Steuerpaddel das non plus Ultra)
So richtig scheine ich mit der Konstruktion aber noch keine Begeisterung geweckt zu haben. Jedenfalls habe ich noch keine positiven Rückmeldungen erhalten, geschweige denn von Nachbauten gehört.
Der Mast erhielt eine Versteifung in Form von zwei Lagen 320g unidirektionalem Kohlefasergelege. Das Ergebnis ist durchaus erfreulich. Bei einer Böe, bei der das Boot sonst beide Beine in den Boden rammte, Verzeihung: Rahfuß und Ruderaufnahme ins Wasser tauchten, wird das Boot jetzt einfach schneller und schneller. Bis jetzt habe ich leider keine Messungen, das GPS liegt immer im falschen Moment zu Hause. Aber die Saison ist ja noch lang und ich will ja auch noch was zu berichten haben.
Eine Änderung, die mehr der Verbesserung der Handhabung dient, ist die Rah-Hebe-und-Senkeinrichtung. Das Prinzip ist einfach: Man verbinde einfach das Fall mit den Stagleinen. Jetzt senkt sich beim Shunten die Rah elegant ab, wenn der Mast in die Mittelposition kommt. Der Teufel liegt bei dieser Technik wieder im Detail. Ich hatte das Prinzip schon im letzten Jahr einmal ausprobiert, dann aber aufgegeben. Die Verbesserung, die dem System nun zum Erfolg verholfen hat, ist die Bremse, die den Tampen blockiert. Damit rauscht das Fall bei viel Wind nicht aus und andererseits fällt der Mast nicht um, wenn das Segel geborgen ist.
Wenn Interesse besteht, kann ich die Mimik gerne einmal genauer erklären. Auf einem größeren Gewässer mit entsprechend geringer Anzahl an Shuntvorgängen ist das System sicher nicht nötig. Auf kleinen und kleinsten Seen ist es aber ungemein hilfreich.
Aus dem Forum bereits bekannt ist das Thema Geitau, dass ich allerdings erst bei meinem Besuch bei Othmar in der Türkei würdigen gelernt habe - zwei Tampen, die auf beiden Seiten des Segels von der Mastspitze zum Baum laufen und wie eine Kombination aus Dirk und Lazy Jacks wirken. Damit hat das Thema „Wind von der falschen Seite“ seine Schrecken verloren – so wollte ich eigentlich schreiben, bis sich gestern das Gebändsel am Mast vertörnt hat und das Segel nicht mehr herunter kam. Die folgenden Ereignisse überlasse ich der Phantasie des Lesers. Aber ich denke, wir sind da auf dem richtigen Weg.
Und last but not least ist auch das Trampolin fertig geworden. Das Boot sieht damit endlich fertig aus. Herzlichen Dank für die vielen guten und hilfreichen Tipps.
Reto, Du hattest in einem anderen Forum kurz angedeutet, dass Du ein neues Segel hättest. Kannst Du etwas über die Abmessungen sagen und Deine Erfahrungen mit dem neuen Segel , z.B. Auswirkungen auf die Luvgierigkeit?
So weit so gut. Ich wünsche allen Proaistas eine erfolgreiche und schöne Saison
Manfred