von manfred » Mi 20. Jul 2011, 20:36
Hallo Reto,
wenn ich mir die Bilder so anschaue, ist die Rahneigung tatsächlich nicht so steil. Die Ursache ist aber definitiv nicht der Fallblock an der Mastspitze. Ich habe nämlich ein Kreuz aus Rundhölzern gebastelt, das ich in den Mast gesteckt habe. Und an dieses Kreuz ist die Rolle angebändselt. Sie ist also genau so hoch wie der Surfmast, Unterschiede sind maximal im Millimeterbereich.
Die Ursachen scheint eine andere zu sein, die man allerdings auf den Bildern auch sieht und auf die ich nicht genug geachtet habe, nämlich die Mastneigung und nach Lee. Warum auch immer, der Mast neigt sich viel zu sehr nach Lee, das dürften gut und gerne 1,5m sein. Das wiederum „verkürzt“ den Mast um 20cm, was wiederum die Neigung der Rah verändert und den SDP um volle 50cm nach hinten verschiebt (sprich von 95 auf 45cm). Abgesehen davon wandert der SDP weit nach Lee und erzeugt dadurch natürlich eine erhöhte Luvgierigkeit. Ich muss auf dieses Detail wohl verstärkt achten. Mir ist das auf den Bildern auch schon aufgefallen. Beim den letzten Malen habe ich daher bewusst den Mast so steil wie möglich gestellt und siehe da, das Boot zeigt eine deutlich geringere Luvgierigkeit, bei höheren Geschwindigkeiten wurde es sogar leegierig. Bei der Gelegenheit meine ich, hätte die Rah tatsächlich die Neigung von ca. 5 Grad gezeigt. Ich finde es übrigens sehr nett, dass Du extra eine Schablone für das Segel gebaut hast. Warum hast Du es nicht einfach aufgezeichnet?
Thema Nr. 2: Rah in Luv. Solange die Rah in der Luft rumpendelt, ist es tatsächlich nicht so schlimm. Aber mit ziemlicher Sicherheit wird sie dann auch im Luv des Rumpfes landen, unterhalb der Decksoberkante. Du schreibst, Du ziehst die Rah einfach wieder zurück und versuchst es noch einmal. Davon bin ich dann doch nicht so begeistert. Ich würde das nicht eine Glaubensfrage nennen, aber eine grundlegende Philosophie ist es schon: Wenn ich etwas beginne, dann sollte es nach Möglichkeit auch funktionieren.
Davon abgesehen hat es auch handfeste Gründe. Wenn sich der Rahfuss erst einmal in Luv des Rumpfes niedergelassen hat, ist es gar nicht so einfach, ihn wieder zurück zu bekommen. Man hat ja alle Hände voll mit Stag und Shuntleine zu tun und der Baum drückt die Rah ja auch noch nach Luv. In dieser Situation verheddert sich die Rah dann gerne mit Etwas, was da so rum steht oder liegt, und es steht da so einiges rum oder liegt. Auf den Rumpf kann ich dann auch nicht steigen, zumindest, wenn ich alleine bin, weil das Boot dann schon bei leichten Winden kentert. Nee, das muss ich alles nicht haben.
Dann kommt dazu, dass bei mir das Boot beim Shuntvorgang luvgierig ist, bis das Segel die neue Endposition erreicht hat. Wenn ich da also diverse Versuche machen müsste, läge das Boot schon im Wind mit dem hohen Risiko, denselben auch einmal von der falschen Seite zu erwischen.
Last but not least: In engen Fahrwassern, wenn ich zum Beispiel zwischen den Stegen auf den See rauskreuzen will, dann sollte der Shuntvorgang schon klappen. Da ist wenig Raum und wenn ich den Shunt dann noch einmal probieren muss, führt das dazu, dass ich den Clubkameraden in seiner Liegebox besuche, worüber der sicher nicht nur wegen der fehlenden Anmeldung wenig begeistert ist.
Wäre noch das Thema Unterscheidung zwischen geraden und gebogenen Spieren. Um mit Radio Eriwan zu sprechen: „Ja, aber ….“.
Wenn die Länge der Rah gleich dem Maß Mastfuß-Fallbeschlag ist, bedeutet das eine gewisse Segelgeometrie. Damit der SDP noch vor der Bootsmitte ist, was Voraussetzung für ein einigermaßen ausbalanciertes Boot ist (ich glaube wir sind da einer Meinung: 10-20% der Bootslänge) kann man das Segel nicht beliebig groß machen. Die einzige Möglichkeit wäre, den Mast länger zu machen, aber gehen wir hier einmal von gängigen Surfmasten aus, sprich etwa 5m. Dann ergibt sich daraus eine Segelfläche von ca. 8qm, schlag mich hier nicht für den ein oder anderen qcm. Wenn einem das reicht, z.B. an der Küste oder auf windreichen Binnenseen, dann kann er die Rah am Rahkopf am Mast anschlagen. Wenn er aber mehr Segelfläche haben möchte, Du hast ja jetzt sogar 12,3qm, dann muss der Befestigungspunkt auf der Rah weiter unten liegen.
Okay, es gibt auch eine andere Möglichkeit, wenn man nämlich zu zweit segelt. Dann kann einer extrem weit hinten sitzen und der andere trimmt das Boot nach Luv. Jetzt wirst Du vielleicht antworten, dann verlängere doch Dein Sitzbrett weiter nach hinten, dann kannst Du damit den Lateralplan weiter nach hinten verschieben und auch noch ausreiten. Dann würde ich antworten, dann sähe das Ganze aber nicht mehr wie eine Proa aus, sondern eher wie ein Floß und ob ich das noch segeln möchte. …..
Also bevor wir uns hier um des Kaisers Bart streiten: Außer man segelt in windreichen Zonen und ist deshalb mit geringer Segelfläche zufrieden oder man segelt ständig zu zweit und mindestens einer hält sich weit achtern auf dem Rumpf auf, muss man den Anschlag für den Mast auch bei geraden Spieren tiefer ausführen. Abgesehen von diesen beiden Fällen, in meinen Augen eher die Ausnahme, gäbe es daher keinen Unterschied zwischen gebogenen und geraden Spieren.
Fazit: Bei den gebogenen Spieren muss man den Anschlag aus aerodynamischen Gründen tiefer wählen, bei geraden Spieren wegen des Segeldruckpunktes (jedenfalls in den meisten Fällen und jedenfalls aus meiner Sicht).
Wir sollten bei der vielen Theorie nicht das Segeln vergessen. Viel Spaß dabei wünscht
Manfred