So wird die Proa kentersicher

Zusammenfassung und Verdeutlichung der Überlegungen zu einer besonderen Auslegung einer kentersicheren Proa, wie sie ähnlich in den beiden Artikeln ('Gedanken zur Fahrtenproa' und 'Pipemania') angesprochen wurden. Kernaussage:

Die Proa kann krängen wie ein Mono und ist daher genauso kentersicher, von der Unsinkbarkeit ganz abgesehen

Grundprinzipien:


Das folgende Beispiel setzt eine Abstimmung zwischen dem nachgebenden Rigg (Feder-, Gummizug) und dem Gewicht*Hebelarm des Amas voraus. Zuerst gibt das Rigg bis zum Anschlag nach, bevor der Ama aus dem Wasser komt.


1. Normale Segelstellung, der Winkel 'Rigg zu Wasserfläche' = 90°


2. Bei leichten Böen krängt das Rigg etwas weg (im Bild 15°)


3. Bei stärkerem Wind krängt das Rigg bis zum Anschlag weg (Bild max. 30°)


4. Wird der Wind noch stärker, beginnt jetzt der Ama zu steigen (hier 15°)
5. Bei max. Krängung der Proa (60°) beträgt die Windkraft im Rigg weniger als 10 %, bei kaum verminderter Aufrichtkraft durch den Ama. Was der Mono mit hohem Ballastanteil an einem kurzen Hebelarm bewirkt, kann die Proa mit weniger Gewicht am langem Hebelarm wesentlich besser.

6. Wer das System weiter ausreizen will, kann das Segel natürlich auch nach Luv kippen, um z.B. eine anhebenden Effekt zu erzielen.

Verhältnis: Krängung - Stabilität

Quelle: Mehrrumpfboote, Klaus D. Kurtz, Delius Klasing Verlag

Die 'hineingedachte' Kurve der Proa

Bis 30° Krängung (des Riggs) bleibt der Ama bekanntlich auf dem Wasser. Die Stabilität beträgt also bis dahin linear 100%. Die Krängungskraft der Segel beträgt jetzt noch ca. 30% und verringert sich bis 60° Krängung auf ca. 5%. Der Hebelarm des Amas hat sich aber nur geringfügig verkürzt. Die Kurve der Proa sollte also noch viel näher bei den Kielbooten liegen (wenn Theorie nur nicht so grau wäre...).

Gekentert? Und wenn schon ...

Haben Wind und vor allem Welle das Boot doch noch auf die Seite gelegt, wird es vom Wind immer mit dem Mast nach Luv gedreht (der hochstehende Ama wirkt wie ein Segel). Jetzt bewirken zwei Komponenten das automatische Wiederaufrichten:
1. Der unter das luvstehende Segel gereifende Wind
2. Der Ama (notfalls zusätzlich mit Wasser gefüllt)

Vor allem Ersteres kann zu einem sehr schnellen Aufrichten führen. Modellversuche haben das bestätigt.


Kritische Bemerkungen dazu sind sicher angebracht und jederzeit gerne gesehen: E-Mail

Einige Punkte aber noch vorab:
Sicher findet eine Kenterung meist bei schlechtem Wetter statt. Daher läßt nur die 'Automatik' des Wiederaufrichtens die Aussage 'kentersicher' zu. Desweiteren kann bei der Proa mit Delta-Rigg der relative kurze Stützmast sehr stabil und bei Teleskopausführung auch flexibel ausgeführt werden. Damit ist auch die Stabilität der 'Abstützung' im Wasser bei Seegang gewährleistet. Zuguterletzt kann auch noch das ganze Rigg gekappt werden, wodurch der Ama automatisch wieder aufs Wasser fällt.

Einige 'moderne' Proa-Fans haben diese guten Eigenschaften allerdings verschenkt - Sie benutzen ein 'einfacher' zu bedienendes Aero-Rigg oder Surf-Rigg und/oder einen 'Ausleger-Flügel' (siehe auch 'Multis und Kentern) in Lee - was die Kentersicherheit bzw. das Wiederaufrichten aus der 'stabilen Seitenlage' letzlich leider mindert!

Othmar Karschulin