Der DKGV-Katamaran?

(Das Kleinste Gemeinsame Vielfache)

oder "Ein Traumschiff für alle" (Artikel von 1995)

Warum ist ein guter 10 Meter Kreuzerkatamaran für die meisten unbezahlbar?
Weil anders als in der Automobilindustrie keine großen Stückzahlen gefertigt werden!

Warum werden keine hohen Stückzahlen gefertigt?
Weil über 100 Werften/Konstrukteure regional operieren und konkurrieren!

Warum läßt der Markt, bzw. der Kunde so etwas zu?
Weil der Segler ein sturer bis bornierter Individualist ist!

Spaß beiseite, wenn man noch von Spaß reden kann. Doch wie wäre dieser Zustand zu ändern? Einen Multi-Mega-Konzern, der weltweit nur drei Bootstypen vom Fließband spuckt, will keiner. Aber eine permanente Einzelfertigung bringt uns auch nicht weiter.

Ich finde den Grips vergeudet, den viele Menschen in immer bessere Einzelbau-Methoden stecken. Worin unterscheiden sich denn Entwürfe für einen 10 m Katamaran von Kelsall, Wood, Shuttelworth, Prout, etc.? Oder besser welche Unterschiede sind denn grundsätzlich möglich, wenn ich mal alle Racing-Ambitionen weglasse?

Seit langem beschäftigt mich die Idee eines "idealen" Fahrtenkatamarans - womit ich sicher nicht alleine dastehe. Wie sollte also ein idealer und universeller Fahrtenkat der 10 m-Klasse mit einem vernünftigen Preis-/ Leistungsverhältnis aussehen und welche Kriterien sollte er erfüllen?

Vor gut 3 1/2 Jahren habe ich innerhalb des Deutschen Multihull Verbandes eine Umfrage zu einem 'Traum-Kat für Alle' gestartet. Damals hielt sich die Anzahl der ausgefüllten Fragebogen, die zurückkamen, in Grenzen. Allerdings waren die Erkenntnisse daraus durchaus aufschlußreich. Zeit, einen neuen Versuch 'weltweit' zu starten.


Welche Kriterien gilt es nun zu erfüllen, um die vielen geträumten Boote realisieren zu können? Hier meine Vorschläge:

Kriterien:

  • Fertigung in Deutschland: "Dabeisein können" ist wichtig, auch muß die Möglichkeit der eigenen Mitwirkung gegeben sein. Die Vermeidung langer Transport- und Reisewege senkt so auch die Gesamtkosten.
  • Einfache Konstruktion: Um den den hier hohen Lohnkostenanteil zu senken, muß die Grundkonstruktion ohne aufwendigen Formenbau oder Teilezuschnitt zu erstellen sein. Auch Eigenhilfe ist wichtig.
  • Multifunktionales Baumaterial: Es muß schnell und unkompliziert zu verarbeiten sein. Auftrieb und Isolation sollten im Material integriert sein, um unnötige Zusatzarbeit einzusparen.
  • Flexibles Baukonzept: Das Boot muß in jeder sinnvollen Bau-/ und Ausrüstungsstufe zu erwerben sein. So eröffnen sich zusätzliche Einsparungsmöglichkeiten, je nach Lust und Können.
  • Variable Ausführung: Das Design muß auf vielfältige Extrawünsche bezüglich Kojenzahl, Deckslayout, etc. eingehen können, ohne den Rationalisierungseffekt aufzuheben. Es dürfen dabei keine der bereits genannten Kriterien beeinträchtigt werden.
  • Kostenfaktor: Das Boot muß mit einem finanziellen Aufand aufs Wasser kommen, der min. 30-40% unter den gängigen "Fabrikpreisen" liegt. Mit einem Wort, es ist die "Eierlegende Wollmilchsau" zu kreieren, bzw. sich der Quadratur des Kreises anzunähern. Ein reizvolles Problem, für das ich folgenden Lösungskatalog zur Diskussion stellen möchte:

Mögliche Lösungen:

  • Stückzahl: Der einfachste Lösungsansatz liegt sicher in einer größeren Stückzahl. Sie ermöglicht hoch rabattierte Materialeinkäufe und die preiswerte Vergabe von Unteraufträgen für z.B. Mast, Rigg und Segel. Fast wichtiger ist aber der Serienbaueffekt. Der fünfte Rumpf benötigt in der Werft nur noch einen Bruchteil der Arbeitszeit wie der Erste. Jeder Handgriff ist bekannt, jedes Nachdenken bereits erfolgt. Die Werft kann mit einmaligem Aufwand die Voraussetzungen für den Bau von mehreren Booten schaffen (z.B. Formen. Mallensysteme, etc.).
  • Bau mit Hartschaumleisten: Glasfaserummantelte Hartschaumleisten, die seit kurzem auf dem Markt sind, weisen folgende Vorteile auf. Sie sind physikalisch hoch belastbar, isolieren hervorragend und sind auf einfachste Weise zu verarbeiten. Der Linienriss des Rumpfkörpers wird mit einfachen Krümmungen auf dieses Baumaterial ausgelegt. In einem offenen Mallensysten kann ein Rumpf von zwei Arbeitern in 2-3 Tagen im Rohbau fertiggestellt werden. Leiste wird auf Leiste "hochgemauert" und an den Überständen einfach abgelängt. Kein Bauteil muß vorab zugeschnitten und angepaßt werden. Der Aufbau des Kaskos kann so mit einer minimalen Menge an Epoxi-Füllungen auskommen, was neben dem Gewicht wiederum Kosten spart. Der Preis des Baumaterials ist sicher hoch, aber die eingesparte Zeit macht dies wett und die physikalischen Eigenschaften sollten für sich sprechen.
    Es sind aber natürlich alle anderen Baustoffe denkbar, die analoge Kriterien erfüllen, bzw. in Bausatzsystemen eingesetzt werden (Constant Camber, Kelsall Swiftbuild Sandwich, etc.).
  • Rumpf-Konstruktion: Ein trapezförmige Rumpfquerschnitt ist hydrodynamisch in Ordung und bietet ansonsten nur Vorteile. Keine störenden Rundungen beim Innenausbau, kein zusätzlicher Fußboden. Der variable Innenraum wird durch eine offene Rumpfkonstruktion erreicht, die kaum störende Spanten aufweist. So sind Wohn-, Schlaf-, Naß und Kochbereich beliebig austauschbar. Jeder kann - ohne Mehraufwand - sein Boot "einrichten" wie es ihm beliebt. Apropos Einrichtung: Nach Möglichkeit sollen Standardelemente des täglichen Lebens zum Einsatz kommen, kein "Yacht-Zubehör", daß doppelt so teuer ist. Also z.B. eine Kojenauflage in einem Format 160x200, die als Matratze in jedem Kaufhaus zu haben ist. Eine normale Spüle aus dem Küchenstudio, u.s.w.. Die Abmessungen des Innenraumes sind auf eine Person von 200 cm auszulegen, was in allen wichtigen Bereichen Stehöhe und ausreichend Lebensraum garantiert.
  • Design-Konzept: Man kann es natürlich keinem Segler recht machen, man kann es aber der See recht machen. Bezüglich der Seetüchtigkeit werden keine Kompromisse eingegangen.
    Das Brückendeck muß bei einer CWL-Länge von ca. 10 Metern min. seine 60 cm Abstand von der Wasseroberfläche haben. Hohe Aufbauten sind zu vermeiden, der Querschnitt des gesamten Bootskörpers muß aerodynamisch ausgebildet sein, auch wenn das optionale Deckshaus dadurch nur Sitzhöhe bieten kann. Von den ästhetischen Erwägungen ganz abgesehen. Die Rümpfe werden schmal geschnitten, um gut und schnell segeln zu können. Sie müssen aber über genügend Reserveauftrieb verfügen, um ein brauchbare Zuladung zu ermöglichen.
  • Baukastensystem: Das Konstruktionskonzept muß verschiedene Ausführungen des Bootes erlauben, die alle auf derselben Rumpfbasis aufsetzen. Nur so können unterschiedliche Eignerwünsche je nach Nutzung und Einsatzgebiet kostengünstig erfüllt werden. Was die Automobilindustrie seit Jahren praktiziert, sollte auch im Bootsbau möglich sein. Also ob Cabrio, Coupe oder Limousine, das Fahrgestell bleibt immer dasselbe.
  • Ausrüstung: Beim Kauf von Kompaß, über Winschen bis zum Rettungsring werden ca. 20-25% der Gesamtkosten einer Segelyacht erzeugt. Hier kann wieder der Stückzahleffekt zur Preissenkung herangezogen werden. Aber auch bereits im Gesamtkonzept ist darauf zu achten, ob es z.B. unbedingt zweier Winschen bedarf oder ob nicht ev. Eine ausreicht.

    Nachdem ich Ihnen jetzt meine (sicher von anderen schon x-mal gedachten) geistigen Ergüsse dargelegt habe, stellt sich natürlich die Frage: "Warum das Ganze".

    Die Antwort ist ehrlich und einfach. Wie komme ich vielleicht persönlich zu einem preiswerten Kreuzerkatamaran? Indem ich mir soviele Mitstreiter wie möglich suche und meine Zeit und meinen Ergeiz investiere, um den Kompromiß zu finden. Meine Profession als Designer gibt mir zumindest das Rüstzeug, das für kreative Problemlösungen gefordert wird, und mit Bootsbau beschäftige ich mich eigentlich auch lange genug. Zudem wird sich eine Werft, bzw. ein professioneller Bootsbauer mit der Ausführung des Baus beschäftigen. Um nun aber nicht den Kompromiß darin zu finden, nur andere von meinen Ideen zu überzeugen, habe ich einen Fragenkatalog ausgearbeitet, der die wesentlichsten Kriterien zur Konzeption eines "Traumschiffes für alle" umfaßt. Die Auswertung der hoffentlich reichlichen Einsendungen wird für mich die Basis sein, aufgrund der ich mich ans Werk machen möchte. Und falls sich nicht genügend Interessenten für ein gemeinsames Projekt finden, kann man die Information zumindest an die entsprechenden Werften weitergeben. Vielleicht wird die eine oder andere Anregung dort aufgenommen.

Fragenkatalog 1995

Apropos Fragen. Natürlich lassen sich nicht alle Wünsche und Vorstellungen in ein Frage- und Antwortspiel pressen. Der Versuch alleine würde daran scheitern, daß sich niemand hinsetzt und hunderte Fragen beantwortet. Falls Sie also über die aufgeführten Fragen hinausgehende Anregungen und Anforderungen haben, bitte ich Sie diese kurz niederzuschreiben und beizulegen. Jede Information ist wichtig.

1. Würden Sie in einer Baugemeinschaft Ihr Traumschiff realisieren lassen, bzw. mitzubauen?
O Ja O Nein

2. Was wäre für Sie die ideale Bootslänge?
O 8-9m O 9-10m O10-11m

3. Welchem Baumaterial geben Sie den Vorzug?
O Holz/Epoxi O Strongplank (Schaumstoffleisten)
O GFK O Sandwichbauweise
O sonstige _____________________________

4. Das Boot sollte trailerbar sein (bis max. 10m)?
O Ja O Nein

5. Welchen Kostenrahmen könnten Sie sich für Ihr Traumschiff gönnen?
O 50 bis 75 TDM O 75 bis 100 TDM
O 100 bis 125 TDM O 125 bis 150 TDM

6. Wo sollte Ihre Bauausführung enden?
O Selbstbau bevorzugt O Kasko, lackiert
O Ohne Innenausbau O segelfertig

7. Für welches Schiffskonzept würden Sie sich entscheiden?
O Open-Deck-Version O mit festem Sprayhood O mit Deckshaus

8. Welche Zuladungskapazität halten Sie für erforderlich (inkl. Wasser+Treibstoff)?
O 1,0 - 1,5 t O 1,5 - 2,0 t O 2,0 - 2,5 t

9. Welche Motorisierung käme für Sie in Frage?
O 1 Außenborder im/am Brückendeck
O 2 Außenborder im Schacht
O 2 Einbaudiesel (achtern mit Saildrive)
O 2 Einbaudiesel (mittschiffs mit Welle)

10. Welchen Rumpfquerschnitt stellen Sie sich vor?
O V-förmig O U-förmig O trapezförmig

11. Wünschen Sie Kiele oder Schwerter?
O Kiele O Schwerter

12. Wie soll das Ruder aufgehängt sein?
O am Heck O mit Skeg O freistehend

13. Meine Ruderanlage ist O mechanisch O hydraulisch

14. Ich steuere mein Boot mit
O Pinne O Steuerrad

15. Für welches Rigg würden Sie sich entscheiden?
O Slup O Kutter O Aero-Rigg O sonstige ______________________________

16. Ich kann eine Nacelle für eine niedrigere Silhoutte (bessere Aerodynamik/Optik) akzeptieren
O Ja O Nein

17. Der Raum zwischen den Rümpfen vor und nach dem Cockpit ist offen (mit Trampolin)
O Offen O eingedeckt

18. Stehhöhe in den Rümpfen sind für mich
O 180 cm O 190cm O 200cm

19. Sitzhöhe (140 cm) im Deckshaus sind für Sie akzeptabel?
O Ja O Nein

20. Ich benötige zusätzlich zur wandelbaren Dinette (ist eine Doppelkoje) noch feste Kojen
O 2 O 4 O 6

21. Eine Doppelkoje ist für Sie min. breit
O 120 cm O 140 cm O 160 cm

22. Ich benötige zwei Naßräume (Toiletten)
O Ja O Nein

23. Ich kann mit einer schlichteren Innenausstattung zugunsten des Gesamtpreises leben?
O Ja O Nein

24. Ich bin bereit Abstriche bei der Segelleistung zugunsten mehr Innenraumes zu machen O Ja O Nein

25. Gewünschter Wasservorrat
O 100 - 200 l O 200 - 300 l O 300 - 400 l

26. Gewünschte Treibstoffmenge
O 50 - 100 l O 150 - 200 l O 200 - 250 l

26. Welcher am Markt erhältliche Kreuzer-Kat kommt Ihren Vorstellungen am nächsten (auch Baupläne)?

27. Mein Segelrevier
O Nord-/Ostsee O Mittelmeer und dort O Küstenbereich O offene See


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