Erfahrungen mit der DRAGONFLY 800R SW

Nach 4 Segelsaisons ist es, wie ich glaube möglich, über Erfahrungen beim Kauf und beim Umgang mit dem Trimaran DRAGONFLY 800R-Swing Wing zu schreiben. Damit es nicht langweilt, berichte ich in Stichpunkten.


Archivbild einer Dragonfly 800

Vor dem Kauf

  • Segeln eines Kimmkielers (Tiefgang 58cm) "FIGHTER", 5 Jahre (www.Stoeberl-Polytechnik.de)
  • 2 Jahre Suche und Information und Meinungsänderung
  • Voraussetzungen: "es soll noch weh tun", also keine Stehhöhe, keine Dusche, keine Toilette, keine "Küche", kein Wassertank, keine "Gemütlichkeit", nicht zu viel Technik, Einhand zu segeln, max.2 Personen auf Langfahrt, viel ankern in der Natur, Neubau, Ruingrenze 150 000.- DM am Ende - nicht nur das Boot
  • 1.Wunsch "BB 10" (Kielboot · www.borresen.com · Dänemark) ca 1 Jahr lang damit Schwanger gegangen
  • Umdenken Trimaran zum Falten
  • Grund: viel ankern in einsamen Buchten (Dänemark, Schweden, Norwegen); vorhandener sehr günstiger Liegeplatz ca 100cm Wassertiefe, Liegebreite max.350cm; auskommen ohne Beiboot (aussteigen auf ca.40-50cm)
  • Bootssuche ergab damals für mich 4 Möglichkeiten: F24 oder F 25 (Cosair Marine-USA), Dufour 26 (Naval Force 3-Frankreich), Dragonfly 800R (Quorning Boats-Dänemark), Catri 24 und 26 (Catri Marine-Lettland)
  • Bootsargumente dagegen:
    - F24 oder F25 - Hoher Dollarkurs 1998
    - keine persönliche Änderungen und Extras ab Werft
    - Eintauchen und Verschmutzen der Schwimmerseiten und -decks im geklappten Zustand beim Liegen von März-Oktober;
    - Dufour 26 - Stehhöhe und hohes Cockpit;
    - Catri 24 und 26 - zu neu, keine Steuerbarkeit im Flachwasser
  • Bootsargumente dafür:
    - DRAGONFLY 800R - mit der Werft sind alle Sonderwünsche möglich
    - Endpreis könnte gehen
    - Schwimmer im geklappten Zustand begehbar
    - alle Verhandlungen mit der Werft in deutsch
    - Kickup-Ruder und -schwert
    - erprobter Bootstyp

Nach der Entscheidung

  • Erster Kontakt auf Bootsmesse Düsseldorf
  • Besuch in der Werft; sehr gute Beratung in Bezug auf Sonderwünsche und angebotenen Extras der Werft; Kauf zum Jahresende wegen der alten Preisliste; während der Bauzeit Besuche aus Neugier und zur konkreten Absprache von persönlichen Wünschen; diese wahren sehr zahlreich
  • Termingerechte Anlieferung auf der Insel Rügen und Montage der Schwimmer und detailierte Erläuterungen zum Maststellen und Handhabung

Die 1.Saison

  • Da ich des Boot nicht auf der öffentlichen Straße zwischen Winterlager und Slip fahren muß, können die Schwimmer dran bleiben (Breite 290cm); der Spezialtrailer zum Boot eignet sich dafür sehr gut, auch sehr gut beim Einslippen, man muß nur mit den hinteren Reifen (2-Achser) ins Wasser und läßt das Boot mit stehenden Mast über die Winde abrollen, genau so gut geht es auch wieder hoch
  • Maststellen (2 Personen) und Boot klar machen war dank des Manuals zum Boot und der Erläuterungen bei der Bootslieferung einfach
  • Mängel waren: Fock und Genaker waren zu lang, wahrscheinlich Kommunikationsprobleme zwischen Werft und Segelmacher, nach 3 Wochen paßte alles
  • Erster Schlag: wenden muß im kurzen Seegang zügig gehen, man darf keine Fahrt verlieren, geht auch sehr gut Einhand; ganz schön schnell; liegt gut auf den Ruder; auf- und zuklappen geht Einhand auch zügig und sicher; Großsegelreffen im Seegang auch gut Einhand möglich; mit Motor bei viel Wind oder starken Strom 10PS notwendig; im engen Hafen auf- und zugeklappt durch zusätzliches Drehen des Motor gut zu manöverieren
  • Die erste größere Reise Rügen, Dänemark, schwedische Westschären bis norwegische Grenze und zurück (10Wochen):
    - zuviel Zuladen macht langsam (Bier usw.), aber so lang man nicht überholt wird (und das Schwarzbier schmeckt) ist es o.k.
    - alle Erwartungen wurden erfüllt
  • Schäden:
    - Auf Stein aufgefarhren, vorn Kielbereich Celocat ab, durch Inspecktionsluke Kielbereich innen verstärkt (nach Saison repariert);
    - Lümmelbolzen gebrochen (Ersatzschraube eingesetzt);
    - Öse-Großbaum für Großschot gebrochen (Seilschlaufe um Großbaum, später geschweißt);
    - Sb-Fenster leckt bei Seeschwall
  • Alles wurden auf der Rückfahrt in der Werft ersetzt und repariert, Mastverstagung und Beschläge wurde überprüft - zur Sicherheit
  • Einige Sonderwünsche in der Praxis:
    Großer Deckslüfter nach Ankerkasten (gute Durchlüftung im Vorschiff); Rollgenaker auf Bugsprit (gutes Setzen und Bergen auch Einhand in Fahrt); beidseitige Rollleinenführung zum Rollrichtungswechsel (wegen Focktwist); 3 Reff im Großsegel (da es an der Kreuz besser ist mit voller Fock zu segeln); Klemmen für Wantstrecker, (um die Winschen für Genakerschot zu nutzen); Bullentalje Bb+Sb (Ruhe im Rigg bei Dünung), Leinentaschen Bb+Sb Niedergang; Dauerlüfter im Steckschot; Kleiderstange in Kabine vor Maststütze; Lazyjacks mit 3.Stützleine zum Mast; noch Belegklampen Bb+Sb vor Beamansatz vorn (guter Belegwinkel beim Längsliegen); 2 Radarreflektoren, Abdeckplatte Waschbecken, Ausreitsitze Bb+Sb Steuermannsposition (gute Übersicht bei Leichtwetter); Hilfsruderpinne für Flachwasserfahrt; keine Polster - dafür 2 selbstaufblasende Luftmatratzen und Sitzkissen 5cm (gut trocken, sauber und salzfrei zu halten); 2 Kissenfender 95cm, 3 Langfender 115cm (in beiden Schwimmern verstaubar); alle Meter außen an den Schwimmern Ösen zur Fenderbefestigung; 2 Kranösen;´ 2. 60A Batterien

Nach der 4.Saison

Anfang März bis Ende Oktober an Wochenenden, im Sommer 10 Wochen Dänemark,Westschweden, Südnorwegen und zurück:

  • Antifoulinganstrich im Jahreswechsel 1 und 2 Anstriche mit International - Micron-Extra (selbsterodierend)
  • 4 Anker: Delta 6kg, Fortres FX16 (Alu), Bulldog 18 (Alu), Klappanker 5kg (alle 4 wurden schon 3mal bei Gewittersturm auf Sandkies und einzelnen großen Steinen im Flachwasserbereich zum Vermuren auf 50cm gebraucht), zum Ankern im Strandbereich 40-70cm und zum Vermuren; mit eingedrehten Ankern schläft es sich sehr gut, auch bei überraschenden Windrehungen
  • Motor MERCURY Sailpower 9.9 (10PS) Langschaft; diese Leistung sollte sein bei starker Strömung und Gegenwind (Schärenfahrwasser) und Manövern bei Starkwind im Hafen; nur bei Seegang nützt ein Außenborder auch nichts, trotz Lift (so ein Tri segelt ja immer irgend wie); das Gewicht des Motor so gering wie möglich
  • Heizung (Frühjahr, Herbst), mademsa-FOGUITA II- Frontstrahler Petroleumofen (passt gut unter die Trittstufe-Niedergang) + Heißluftmotorventilator (ohne Zirkulation geht gar nichts)
  • Kocher Coleman-3008 HPX - Kartuschenbrenner (der eingebaute Spiritusbrenner hat immer etwas gerußt und heizt schlechter), man kann so im Cockpit kochen und hat die Kabine dunstfrei
  • Niedergangpersenning (von vor Schiebeluk bis Wantenwinschen über Großbaum zwischen Großsegel gebunden); bei Fahrt ohne, zusammengelegt verstaut
  • Zwei 5 Liter Wasserkanister für Trinkwasser reichen, ohne Kühlschrank muß man sowieso alle 2-5 Tage in einen Hafen oder Ort zum Einkaufen
  • Echolot ist ab Dänemark Richtung Nord nicht notwendig, gute Grundsicht, zur Not Kickup-Ruder/-schwert
  • GPS Magellan-Blazer12, reicht aus
  • Fernglas TECHO-STABI 14x40 (Fujinon), toller Luxus
  • Autopilot Autohelm-ST1000 Plus, sehr wenig gebraucht, Gummiseil an Pinne reicht für kurze Zeiträume bis 3-4 Windstärken
  • An sehr guten "Ölzeug" nicht sparen, Boot segelt auf offener See ab 3 Windstärken gegenan schon naß
  • Schiebelukpersenning zum Dichthalten bei Seeschwall
  • Für Wetterberichte ICF-PRO80 Sony (seit 8 Jahren) mit Aktivantennne am Achterschiff und Langdraht horizontal in Kabine

Was würde ich heute anders machen

  • Kein Waschbecken, kein Einbaukocher, keine UKW-Antenne; keine Unterleuchten an Hängeschränken - dafür habe ich Bb+Sb verstellbare Leselampen an Hängeschrankseiten; mir einen nichtdrehbaren Karbonmast (Dragonfly 920) modifizieren lassen; am Klapptisch Bb+Sb mir je 2 Stützen montieren lassen;

Was soll noch verändert werden

  • Modifiziertes Karbonrigg von Dragonfly 920 über 12m
  • Aufblasbarer Paddel-Einer Yuppi (von Gugel) 245 x 65cm, besseres Manöverieren wie Schlauchboot, nur für zwischen Flachwasserankerplatz und Strand - im März ist das Wasser noch ganz schön kalt, bei 2 Personen mit Schleppleine zum Zurückholen
  • 2.Wetterberichtssystem - WE-FAX501, Nasa Weatherman oder so ähnlich
Veit Markert

Weitere Informationen: Quorning Boats und www.dragonfly-trimarans.org


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