Vorgestellt: RAIDRIDER 26

von Jörg Großpietsch

Der Raidrider 26 ist ein tourentauglicher Katamaran, erhältlich als Kit ab ca. 7.000,- Euro. Das Boot wird aus CNC-gefrästen Rahmenspanten, Bordwänden, Böden, Decks usw. mit Epoxy "zusammengeklebt" und anschließend teilweise überlaminiert. Eine sehr schnelle, einfache Bauweise. Die Scharpieform ist nur am Spiegel zu erahnen, alle Kanten sind gefällig abgerundet. Näheres über den Bau entnehmen Sie bitte der Homepage 

Das Boot wirkt wuchtig, schnell. Der sehr große Freibord ermöglicht unter der Plexihaube echte Stehhöhe, für Katamarane dieser Größenordnung eine Seltenheit, zukünftige Eigner werden dies beim Ölhose anziehen, kochen usw. sehr schätzen. Die Inneneinrichtung besteht pro Rumpf aus zwei Kojen . Der Platz zwischen vorderer und achterer Koje reicht jedoch um eine kleine Pantry plus Sitzgelegenheit und Klapptisch für 2-3 Personen nachzurüsten. Werftseitig wird hier nichts angeboten .

 

Das Deckslayout ist bewusst einfach, d.h. kostengünstig gehalten . Der Mast ist nicht drehbar und die Fockholepunkte liegen auf dem Mastbeam . Diagonale Alurohre zwischen Mast und Achterbeam, für Genuaschienen, sind nicht vorgesehen . Die recht große, nicht rollbare Fock wird über zwei 16er Lewmar ST geschotet. Gennackerschoten laufen ebenfalls auf diese Winschen. Fock und Gennacker gleichzeitig zu fahren wäre aerodynamischer Blödfug, da beide Hälse einen Anschlagpunkt hätten. Der Außenborder ist hinter dem Mastbeam positioniert, dort hängt er im Gewichts- und Schaukelzentrum, d.h. er ventiliert später. Die Motorwanne aus Aluminium ist über mehrere dicke Gummizylinder mit dem Beam verbunden. Ein genial einfaches System, vibrationsdämmend u. mittels Klappläufer aufholbar. Durch die recht tiefe Position ist die Maschine nicht drehbar und es empfielt sich einen Motor mit Pinnenschaltung zu wählen ( z. B. Mercury 2Takt, 8, 10 od. 15hp, 34kg, letzterer 3Liter/Std. )

Das Deck ist in Querrichtung nahezu plan und dadurch auch bei Welle oder windigen Anlegemanövern sehr gut begehbar. Durch viel Volumen über der Wasserlinie ist das Deck bis zu den Rumpfenden angenehm breit. Bevorzugte Sitzposition an Deck sind die, im Hafen hochgeklappten, Wings. Wird dieser luftige Balkon zu zugig, zieht man sich hinter die Plexikuppel zurück. Kälte- oder besser Windschutz sind auf längeren Touren mit Multis ein Muss. Stauraum für Fender, Leinen usw. befindet sich gut zugänglich zwischen Niedergang u. Achterbeam.

Trotz bestem Wetter ( siehe Fotos) konnte ich das Boot kaum segeln, der Wind fiel im Laufe des 5stündigen Törns von 6 auf 3 auf 0 Knoten. Gesetz der größten anzunehmenden Gemeinheit. Wie auch immer – Erfahrungen mit acht Multis dieser Größenordnung und knappe 3 Bft. ermöglichen eine grundsätzliche Beurteilung.

Das Boot liegt sehr gut auf dem Ruder, für meinen Geschmack zu gut. Die untergehängten Ruderblätter bringen das Schiff, trotz ihrer geringen Fläche, auch ohne Fock über Stag, sind jedoch überbalanciert. Ob mit Fock oder unter Gennacker, ich fand den Groove nicht, die Blätter hatten keinen Grip. Ein werftseitig leicht zu behebender Fehler. Katamarantypisch mag das Boot keine kleinen Wenderadien , bleibt aber bei allen Manövern problemlos, was auch auf das simple aber durchdachte Deckslayout zurückzuführen ist.

Der Längstrimm des Bootes stimmt nicht. Für mehr Geschwindigkeit bei Leichtwind sollten sich 1-2 Personen vor den Mastbeam begeben. Eine auf Dauer bessere Lösung wären von Deck aus zugängliche Stauräume über den Bugkojen für Anker, Kette, Benzin usw.. Volumen und Freibord im Bug gegen Untersschneiden hat das Boot genug, eher zuviel. Laut Konstrukteur geht das Schiff ab 30 Knoten Wind u. Welle sehr unwillig über Stag. Verhältnisse bei denen 8 Meter Multis eigentlich nicht mehr segeln sollten, aber ... Ich empfehle die Sturmfock durch ein Babystag (nicht permanent) weiter nach achtern zu bringen.

Als erste Reffmöglichkeit würde ich der Fock ein Bindereff geben. Eine verkleinerte Rollfock würde das Wenden erschweren. Leistungsmäßig liegt der Raidrider ungefähr beim Strider (Woods). Der Konstrukteur wollte ein preiswertes, sicheres Schiff für Tagestouren und gelegenliches Übernachten - es ist ihm gelungen. Beim Kit bietet sich die Möglichkeit die Einrichtung zu vervollständigen, das Deckslayout zu modifizieren, die Kiele durch Schwerter zu ersetzen und das Boot schneller zu machen...

Der Preis von 24.000,- Euro für ein komplettes Kit (segelfertig) ist gering, günstiger kann man die Beschläge größtenteils selbst kaum kaufen.

Weitere Fragen beantworte ich gern. E-mail
11.5.03, Jörg


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