Bugformen - Rumpfquerschnitt - Rumpfform - Frontansicht - Wellenbildung - Schwert oder Kiel
In den letzten Jahren hat immer mehr der sogenannte "Wavepiercer"-Bug Verwendung gefunden. Von den großen Rennmultis abgeleitet, soll dieser Bug die Wellen mehr durchschneiden und nicht mehr so stark angehoben werden. Wie man aber in beiden Bildern sieht, sollte das Vorstag einen "gewissen" Abstand von den Bügen haben, damit die Welle nicht ins Segel rauscht.
Bei extrem schnellen und großen Regattabooten sicher sinnvoll, ist es bei Fahrtenbooten mehr als Modeerscheinung zu sehen - von einigen Extrembooten einmal abgesehen. Für "normale" Fahrtenyachten letztlich kaum sinnvoll. Anlegen mit dem Bug an der Pier vor Heckanker kann man jedenfalls damit streichen.
Verschiedene Rumpfquerschnitte zeichnen sich durch verschieden große benetzte Oberflächen aus. Das heißt im Prinzip, je größer die Oberfläche, desto mehr Reibung im Wasser, desto langsamer das Boot.
Aber nur im Prinzip. Das runde Unterwasserschiff mit nahe 100 Prozent als Optimum benötigt erheblich größere Zusatzlateralflächen in Form von Schwertern oder Kielen, als ein z.B. Knickspanter. Dadurch wird wiederum die benetzte Fläche vergrößert, was den Unterschied relativiert.
Aber auch andere Faktoren sind zu beachten. Ein V-Spanter setzt viel weicher in Wellen ein und hat insgesamt ein gemütlicheres Seeverhalten, als ein völliger U-Spanter der ruppiger segelt.
Und auch die Baukosten und -zeit spielen eine Rolle, zumal, wenn es sich um den Selbstbau handelt. Auch hier muss jeder für sich den richtigen Kompromiß finden.
Ein Katamaranrumpf sollte nicht unter einem Breite-Längenverhältnis von 1 zu 10 liegen. Ein guter Wert liegt bei 1 zu 12. Trimaran-Mittelrümpfe sollten nicht unter 1 zu 8 kommen.
Ein Indiz für eine gute Rumpfform ist der prismatische Koeffizient. Er gibt Aufschluß über das Stampfverhalten der Rümpfe. Ob sie zu scharf (unter 0,6) oder zu völlig (über 0,7) in den Enden sind.
Er berechnet sich aus der Verdrängung des Rumpfes sowie dem Volumen, gebildet aus der Länge in der Wasserlinie mal der Fläche des Hauptspantes.
Spitze Büge benötigen Überhänge, damit sie nicht zu schnell unterschneiden. Geraden Steven benötigen völligere Büge, damit ausreichend Auftrieb erzielt wird. Irgendwo dazwischen sollte der Idealzustand liegen.
Sehr breite Hecks bieten zwar Bikinischönheiten Platz zum räckeln, können aber dazu führen, daß auf raumen Kursen oder beim Surfen in der Welle die Büge nach unten gedrückt werden.
Wichtig ist bei der Beurteilung nach wie vor der alte Spruch "Länge läuft". Zu große unnötige Überhänge machen das Boot nur lang, eine max. lange Wasserlinienlänge macht es schnell.
Ein Segelboot ist Windabhängig. Klar, doch der Wind treibt es nicht nur an, er bremst es auch. Ein Kreuzerkatamaran mit Deckshaus ist von vorne betrachtet groß wie ein Scheunentor.
Zur Verminderung des Windwiderstandes müssen alle Aufbauten stromlinienförmig gestaltet sein. Zur Verdeutlichung ein Satz nach Derek Harvey:" Eine Zunahme der Bootsgeschwindigkeit von 5 auf 10 Knoten hat eine Vervierfachung des Luftwiderstandes zur Folge, bei 15 Knoten Speed ist der Widerstand neun mal so stark! Dieser Widerstand bremst nicht nur die Fahrt, er ist auch dafür verantwortlich, daß das Boot weniger Höhe lufen kann. Von der Zunahme der Abtrift ganz zu schweigen.
Liegt bei einem Katamaran das Brückendeck zu knapp über der Wasserlinie, ist Seeschlag zwangsläufig. Er mag durch V-förmige Vertiefungen gemildert werden, raubt aber immer bei Nachtfahrten den Schlaf. Als kleinster Abstand ist 6 Prozent der Konstruktionswasserlinie anzunehmen. Besser sind aber 8 bis 9 Prozent.
Wer sich seinen neuen Kat überlegt, sollte vorab einmal auf verschiedenen Booten einige Seemeilen auf dem Bugbeam mit dem Kopf nach unten zurücklegen. Es ist sehr lehreich, verschiedene Rumpfformen in der CWL auf diese Weise zu studieren.
Nicht der Seegang schlechthin klopft an die Unterseite des Brückendecks, sondern vor allem die selbstgemachte Welle die allgemein zu wenig berücksichtigt wird. Macht Sie doch auch den "Durchzug" zwischen den Rümpfen dicht und erhöht dadurch den gesamten Windwiderstand.
Die Grafiken sollen verdeutlichen, wie sich die Welle zwischen den Rümpfen "verdichtet", daß heißt je breiter und tiefgehender die Rümpfe desto höher baut sich die Welle auf. Sehr schmale Rümpfe hingegen tauchen per Krängung tiefer ein und bringen so das Brückendeck näher an die Wasseroberfläche. Wie immer ist der optimale Kompromiss gesucht.
Einfach den Abstand zwischen den Rümpfen zu vergrößern ist auch kein Rezept, da damit der konstruktive Aufwand (Gewicht/Kosten) schnell steigt und einfach ein größeres Boot effizienter wäre. Auch in die Höhe zu bauen verbieten, wenn schon nicht die Ästhetik, dann zumindest die erhofften Segeleigenschaften.
Eine Lösung aus dem Dilemma die man immer öfter sieht: Die Rümpfe erst über der Wasserlinie in die Breite gehen lassen, bzw. auskragen. Damit bleibt der Widerstand gering und man gewinnt Innen- und damit Wohnraum über der Wasserlinie, wo man ihn auch braucht.
Aber auch hier darf nicht übertrieben werden. Der Überhang darf nicht zu groß sein und muss genug Abstand von der CWL haben. Andernfalls raubt einem der Wellenschlag zumindest vor Anker die Nachtruhe. Vom sicher recht knackigem Einsetzen der Rümpfe in die Welle mal abgesehen.
Also was bleibt als Weisheit letzter Schluß: Verzicht - auf zuviel Boot bei zuwenig Länge.
Diese Glaubensfrage kann auf folgende Punkte reduziert werden. Was des Einen Plus ist des Anderen Minus:
Pro Schwert
Pro Kiel
Wer also auf den letzten halben Knoten Speed und das letzte Grad Höhe am Wind verzichten kann, sollte eine Kielversion wählen. Regattasegler und Beachingfreunde müssen mit dem Mehraufwand in Pflege und Bedienung für ihre Schwerter leben.