Die Fethiye Multihull Week 2004

von Karl-Heinz Kukuck

Impressionen von einer Türkeireise

Wenn ich ein Land verlasse, stellt sich mir manchmal die Frage, ob denn dort überhaupt Menschen leben. Bei einige Ländern kann man die Bevölkerung gar nicht wahrnehmen und die zwischenmenschlichen Kontakte bleiben aus. Die Türkei gehört nicht dazu. Die Landsleute sind präsent und der Reisende bekommt das Gefühl in dieser Gemeinschaft zu sein. Das Zahlenverhältnis der Touris inklusive dem Personal das sie versorgt zur Normalbevölkerung geht eindeutig auf die Bürger des Landes. Das Kopftuchproblem an dem ganz Europa herum laboriert, stellt sich hier nicht. Ich konnte bestenfalls 5 religiöse Kopftücher zählen. Stattdessen gab es eine grenzenlose Anzahl von europäisch gekleideten, modern auftretenden Türkinnen und Türken.

Gleichwohl ist die orientalische Art ausgeprägt. Es zeigt sich in der Architektur, den vielen Retroschiffen, den Basaren und im besonderen in der Art Handel zu treiben. Wer sich in die Lage bringt, außerhalb von Städten mit ihren Supermärkten, Nahrungsmittel zu bunkern, kann das in jeder Bucht und an jedem Strand tun. Oder er läßt sich von den Barkassen an den Ankerplätzen versorgen. Jedoch sollte man dem orientalischen Wesen zu folge ein guter Preisverhandler sein, sonst zahlt man locker den zehnfachen deutschen Aldipreis. Auf den Basaren werden Gewürze in Säcken, exotisches Naschwerk, Schmuck, Teppiche, Meerschaumpfeifen und und angeboten. Die Kaufanmache der Basarhändler erstreckt sich von aufdringlich bis schlitzohrig genial. Einer sprach uns in einer Aachen/Rheinischen Mundart an. Der könnte als Verkaufstrainer mehr verdienen als mit Teppichen. Jeder Reisende tut gut daran in diesen Dingen trainiert zu sein, sonst muß er sich für die Heimreise einen Frachter chartern. Neben dem Tanz um uns Touris entsteht aber der Eindruck, daß das alles auch ohne uns funktioniert.

Wer in deutschen Restaurants eine Speise individuell zusammenstellt, zahlt meist mehr als bei Speisen von der Karte. Hier haben wir das anders erlebt. Es werden dem Gast am Tisch die Rohprodukte der Speisen zur Auswahl präsentiert. Nicht selten gibt es eine Einladung in die Küche und Speisekammer um sich vor Ort über Qualität und Angebot zu informieren. Drinnen steht dann die wohlbeleibte Köchin, die uns aus einem runden Gesicht fröhlich anstrahlt und das Vertrauen in die Kochkunst des Hauses untermauert. Diese individuell erstellten Speisen werden natürlich prachtvoll an den Teller gebracht und kosten nach unserer Statistik 20% weniger als von der Karte. Erklärbar ist das vielleicht wenn durch diesen Vorgang, mit gegenseitiger Akzeptanz, ein Vertrauensraum und Zwischenmenschlichkeit geschaffen wird. Das allgemeine Preisniveau ist wie in Deutschland, wobei das Verhältnis Restaurant/Speisenqualität zum Preis, in der Türkei etwas günstiger liegt. Die Variationsbreite der Speisen ist orientalisch groß und eröffnet dem Mutigen viel schmackhaftes Neues zu entdecken.

Gesegelt haben wir auch. Es standen am Ende 189 nm auf der Logge. Die Vercharterer, die Sponsoren der Fethiye Week waren, haben sich recht großzügig gezeigt. Wir, zum Beispiel, hatten unser Schiff anstatt der typischen sechs Tage, zehn Tage zu einem günstigen Preis. So haben sich zum Event gemütliche An- und Abreisen in mehreren Etappen ergeben. Unser Vercharterer der Internationale Yacht Club ( IYC ) aus Wien, hat auch nicht gezuckt, uns zu einem fairen Preis, die 250 km vom Flugplatz in Izmir abzuholen. Wir hatten es wegen der Schulferien nicht geschafft, Flüge zum nahe gelegenen Flugplatz Dalaman zu bekommen. Es war uns auch ganz recht, denn etwas vom Land zu sehen und mit dem einheimischen Fahrer zu reden, kommt immer gut an. Genau so komfortabel und preisgünstig haben es die Besatzungen von She San und Aquila angetroffen, sie hatten bei Off Shore Sailing geschartert.

Diese Fethiye Week ist die erste Veranstaltung, die, die Organisatoren Othmar Karschulin von „multihull.de“ und Christian Grünert von SunnyIsland Charter zu einem jährlichen Event bringen wollen. Es hatte zunächst ein Dutzend Schiffe gemeldet und am Ende waren es fünf. Ich kann sagen, die Mannschaften, die zurücktraten, haben einen Fehler gemacht. Ihnen ist etwas Gutes entgangen. Mir kommt ein „kleiner Kreis“ von ca. 40 Personen inklusive Veranstalterteam lieber an. Die Kontakte sind intensiver und die gemeinsamen Auftritte wie Abendessen usw. sind überschaubarer.

Das Veranstalterteam, eine Deutsch-Österreichisch-Türkisch-Britische Mischung hat alles gelassen und mit Charme durchgeführt. Die Teilnehmer waren,