Die dritte Multihull Sailing Week in der Türkei ist leider schon wieder vorbei. Zusammen mit dem Start- und Zielschiff waren acht große Fahrtenkatamarane vom 9. bis zum 15. Mai auf dem Kurs rund um die Bozburunhalbinsel dabei. Das Wetter war herrlich, blauer Himmel und blaues Meer, Aeolus zeigte sich von seiner gemütlichen Seite. Leichtwindspezialisten waren klar im Vorteil, Aufregung an Bord gab es nur bei diversen Startmanövern im Gerangel um die besten Plätze.

Unsere türkischen Freunde haben sich mächtig ins Zeug gelegt und jeden Abend mit feinen Menüs zu einem kulinarischen Erlebnis gemacht. Durch die Verlegung der Sailing Week in den Mai waren die Buchten noch fast leer und alle Boote konnten bequem an der Mooring festmachen. So stand dem abendlichen Bummel am Steg entlang nichts im Wege und Besuche von Boot zu Boot mit gemütlichen Runden sorgten für gute Stimmung.

Um die schönen Tage nochmals Revue passieren zu lassen, habe ich sie in einem kleinen Event-Logbuch nochmals nachempfunden:

9. Mai - Eröffungsabend

Zum Start der Multihull Sailing Week trafen wir uns alle zu einem Willkommensschluck im Restaurant "Antique" in der Netsel Marina. Nach den üblichen kleinen Ansprachen und dem ersten Kennenlernen konnte man noch einen kleinen Abendbummel in Marmaris unternehmen.

10. Mai - Regatta von Marmaris nach Bozzukale

Der Start erfolgte um 10:00 Uhr vom Kap Kadirga am Ausgang der Bucht von Marmaris. Da unser Start-Zielboot erst in Bozzukale verfügbar war, übernahm ich auf der "Hot Lips" dessen Aufgabe. Trotz Schwierigkeiten mit dem Funk kamen alle Boote gut weg und machten sich auf den Weg. Die "Jazz Lips" mußte leider mit einem gebrochenen Lattenrutscher nochmals in die Marina zurück.

(Bilder Anklicken zum Vergrößern)

Der leichte Wind in den ersten Stunden bereitete Sorgen, ob wir wohl die 17 Seemeilen Kreuzkurs schaffen würden. Doch Aeolus war gnädig und gegen Mittag frischte es bis 18 Knoten auf. Bei blauem Himmel und Sonnenschein war es Segeln vom Feinsten. Die beste Nase für den Kurs hatte der Skipper der Balticat "Capriole", der hart unter Land als erster das Zielschiff erreichte.
Steg in Bozzukale

Dort, bei der Insel Catal Adasi, warteten unsere Freunde Maxi und Bernd mit Ihrer Snowgoose, um die eintreffenden Boote zu zeiten. Leider verhakte sich die Kette ihres Bootes im felsigen Grund und beim Bergen ging die Ankerwinsch zu Bruch.
Das Abenddinner im "Sailors House" in Bozzukale versöhnte jedoch mit den Fügungen des Schicksals und so fand der erste Regattatag noch einen schönen Ausklang.

11. Mai - Regatta von Bozzukale nach Dirsek

Der zweite Segeltag begann mit dem Skippermeeting um 9:00 Uhr. Anschließend wurde am Ausgang der Bucht von Bozzukale fliegend gestartet. Nachdem das Regattafeld das Kap Karaburun gerundet hatte, legte Aeolus ein Schläfchen ein und so ging es im Schritttempo weiter. Der wunderschöne Ausblick auf die griechische Insel Symi und die Bucht von Yeshilowa waren eine kleine Entschädigung für die müde hängenden Segel.

Bucht von Dirsek

Einzig die Outremer "Come Beck" konnte mit der leichten Morgenbrise vor der Flaute davonsegeln und kam mit über einer Stunde Vorsprung ins Ziel. Der Rest der Flotte sammelte sich dümpelnd bei der Untiefenmarke vor Kap Atabol. Aber kaum waren die ersten Gedanken an einen Abbruch aufgekommen, besann sich der Wind doch noch und alle Boote kamen unter Segel nach Dirsek. Dort gab es die ersten Sprünge ins Wasser, das schon brauchbare Temperaturen aufwies.

12. Mai - Regatta von Dirsek nach Selimiye, dann Musikabend

Aufgrund der Erfahrungen mit dem spät auffrischen Wind wurde erst um 11:00 Uhr gestartet. Und so stellte sich auch bald eine leichte Brise ein, die das Regattafeld quer über den Golf von Hisarönü brachte. Vor der Bencik- Bucht mußten die roten Felsen von Dislice gerundet werden. Weiter ging es um die Inseln Koca und Kameriye in die Einfahrt zur Bucht von Selimiye.

Outermer ComeBeck
Belize43 TheBigEasy Felsengruppe Dislice

Wieder war es die "Come Beck", die als Favorit als Erste ins Ziel kam, gefolgt von "The Big Easy" und "Capriole". Da auch das letzte Boot schon am Nachmittag am Dorfsteg festmachen konnte, war Zeit genug für einen kleinen Bummel durch den Ort. Immerhin waren vier Boutiquen für die Damen zu bewältigen. Das Abend- essen fand in "Osmans Place" statt, dessen Wirt durch seine Goldzähne weithin bekannt ist.

Osman

Selbst der Bürgermeister ließ es sich nicht nehmen, uns alle in Selimiye Willkommen zu heißen. Der Höhepunkt des Abends war jedoch unsere Life- musik, die zu späterer Stunde fast alle zum Tanzen brachte. So übermannte es bald auch unsere türkischen Freunde und sogar den Koch, uns in originale Tänze einzuführen. Auch der Bürgermeister erschien nochmals, um mit uns das Tanzbein zu schwingen.

Zu vorgerückter Stunde gab es weitere Glanzlichter mit einem Soloauftritt von Rainer Beck, der seine Bluesharp erklingen ließ sowie eine gelungene Bauchtanzvorführung meiner besseren Hälfte. Es war ein rauschendes Fest mit toller Stimmung. Besten Dank auch an die Einwohner von Selimiye, die unsere Geräuschkulisse bis weit nach Mitternacht freundlich und neugierig hingenommen haben.

13. Mai - Ausflug und Regatta von Selimiye zurück nach Dirsek

Die Attraktion am Morgen war ein kurzer Bummel durch den dörflichen Wochenmarkt. Aber schon um 9:00 Uhr warteten zwei Busse auf die Teilnehmer unserer Ausflugsfahrt. Erstes Ziel war das Hafenstädtchen Bozburun, bei dem ein zweites Frühstück beim besten Dorfbäcker angesagt war. Nächste Station nach kurzer Fahrt war das weitläufige Werftgelände, auf dem die bekannten Gülets gebaut werden.

Neuer Schwimmsteg in Selimiye

Ein glücklicher Zufall wollte es, daß dort gerade ein Landsmann sein traditionelles Boot herrichten ließ und allen Rede und Antwort stand. Weiter ging die Fahrt in das Hinterland zum Dörfchen Bayir, das von seiner uralten Platane lebt, die den ganzen Dorfplatz beschirmt. Der Hinweis, daß eine dreimalige Umrundung des Baum- veteranen Wünsche erfüllen hilft, ließ sogleich alle zum Reigen antreten.

Nach kurzer Teepause und eifrigem Souvenirkauf im gut ausgestatteten Laden ging es zurück nach Selimiye.

Liebe Freunde von der "Risho Maru", gerade von einer vierjährigen Weltumsegelung zurückgekommen, begleiteten uns auf der nächsten Etappe. Da gab es natürlich viel zu erzählen und zu bestaunen. Ihr Weg führt weiter nachhause in die Adria.

Tangaroa RishoMaru

Ein anderer Wharram-Katamaran mit unserem Freund Lex besuchte ebenfalls die Sailing Week. Er setzte mit seiner Tiki 28 einen gelben Farbklecks zwischen die weißen Boote. Auch ihn verabschiedeten wir später in Dirsek und wünschten ihm Mast- und Schotbruch für seinen weiteren Weg nach Griechenland.

Tiki28 TIKKA

Die Regatta zurück nach Dirsek um die Inselgruppe im Hisarönügolf herum wurde erst am Nachmittag gestartet. Bei gutem Nord mit Stärke 2-3 konnten die 8 Seemeilen trotz Kreuzkurs in gut zweieinhalb Stunden zurückgelegt werden. Endlich wieder herrlicher Segelwind ... und wieder war es die "Come Beck", die dicht gefolgt von "Capriole" und "The Big Easy" als Erste durchs Ziel ging.

Am Abend fand die schon traditionelle Tombola statt. Jeder hat ein Gratislos und jeder gewinnt. Da sich die verlosten Preise aber nicht immer die richtigen Gewinner aussuchten, gab es im Anschluß wie immer die große Tauschaktion:

"Biete LED-Lampe, suche Teppich.
Wer braucht ein Buch über Seekrankheit? Seife gegen Kissen ...."

14. Mai - Regatta von Dirsek zurück nach Bozzukale

Der strahlende Morgen erfreute uns damit, daß eine Bäuerin gleich neben den Booten frisches Brot zu backen begann. Kurz darauf erreichten die noch warmen duftenden Laiber die hungrig wartenden Frühstück-Crews.

Statt fliegendem Start heute ein stehender Start mit nur leichtem Windgesäusel. Die folgenden zwei Stunden zerren an den Nerven, bis es endlich etwas auffrischt und Bewegung ins Feld kommt.

Da der Wind gemeinerweise auf Südwest gedreht hat, steht uns wieder ein Leichtwind-Kreuzkurs bevor. Eingedenk der Parksituation an der Untiefe machen viele einen weiten Schlag bis fast nach Symi, während andere ihr Heil unter Land suchen. Am Nachmittag ist das Feld weit auseinandergezogen, als der Wind sich wieder zur Ruhe begibt.

Um 16:00 musste die Regatta leider abgebrochen werden, da einige Boote keine Chance mehr hatten, vor dem Abendessen das Ziel zu erreichen.
Und wer hat diesen Tag seglerisch als Erfolg für sich verbuchen können? Natürlich die "Come Beck", die sich aber bis kurz vor der Ziellinie einen harten Kampf mit der "Capriole" lieferte und nur mit wenigen Bootslängen Vorsprung gewinnen konnte.

Um 17:00 Uhr herum sind aber wieder alle am Steg beim "Sailors House" in Bozzukale versammelt. Als kleines Schmankerl wird eine Bootstour zur Burgruine (bozzuk=kaputt, kale=burg) angeboten, die dann auf kurzem Wege erklommen werden kann. Das gute Abendbüffet folgt wie gewohnt.

15. Mai - Regatta von Bozzukale zurück nach Marmaris

Wir verabschieden uns von Bozzukale und gehen den letzten Tag an. Unser Start-/Zielschiff schickt noch einmal die Boote auf die Reise und meldet sich dann ab, nimmt wieder Heimatkurs nach Selimiye. Die Regattateilnehmer müssen selbst die letzte Zeit bei Kap Kadirga nehmen. Doch bis dahin sind noch 17 Seemeilen zurückzulegen. Und wieder leichtester Wind und dazu noch von hinten.

Blick in die Bucht von Bozzukale

Alle Boote suchen ihr Heil im Kreuzen vor dem Wind, um wenigstens etwas Fahrt zu machen. Die See ist nur leicht gekräuselt und man fährt Schlangen- linien zwischen den Windlöchern. Die Segelfüchse, die sich unter Land durchmogeln wollten, haben diesmal schlechte Karten. Bei der Insel Kizilada sind wir wieder alle beisammen und schieben uns mühsam voran.

Bei uns an Bord ist das Baden freigegeben. Um 16:00 Uhr ist es dann soweit, Abbruch der Regatta und Durchgabe der aktuellen Schiffs- positionen für die Auswertung. Alle fahren jetzt mit Volldampf zurück nach Marmaris, um sich für den letzten Abend bereit zu machen.

Das Abendessen wird sicherheits- halber um eine Stunde verschoben, damit alle ohne Stress das Restaurant erreichen können.

Flautenschieber

Abschluss-Dinner wieder im "Antique", das sich selbst übertrifft und neben Suppe, kalten und warmen Vorspeisen sehr leckere Gerichte auftischt. Eine Dreimann-Combo sorgt für schöne Hintergrundmusik. Nach dem Essen zeigt eine kleine Diashow nochmals schöne Bilder der vergangenen Tage. Hier Danke an Armin, der bei der Produktion am Laptop fast das Essen versäumte. Dann war es soweit:

Siegerehrung für TheBigEasy

Siegerehrung. Astrid Haupt und ich richten noch ein paar Worte an Alle und die Spannung steigt. Sieger nach berechneter Zeit ist: "The Big Easy". Durch täglich herausgesegelte vordere Plätze wurde der erste Rang wahrlich verdient. Zweiter wird die "Come Beck" vor der "Capriole", die beide sicher nur durch das schechte Rating soweit zurück liegen ;-).
Im weiteren folgten "Adhara", "Aquila", "Jazz Lips" und "Hot Lips".

Resümee

Die schönste Freude wurde den Veranstaltern zu teil, als sich am Abschluß- abend alle Teilnehmer herzlichst für die gelungene Segelwoche bedankten. Die Rufe nach einer Wiederholung im nächsten Jahr sollen nicht umsonst gewesen sein. Wenn sich nur ein Teil davon für eine Multihull Sailing Week im Jahr 2010 entscheidet, ist der nächste Event schon gesichert. Wir werden uns bemühen, den gesetzten Standard mindestens zu bewahren und hoffen, daß sich auch einige ausländische Segler zu einer Teilnahme bewegen lassen. Erste Ankündigungen sind schon eingegangen. Es wird aber immer eine "übersichtliche" Angelegenheit bleiben, da das Sich-Kennenlernen und Freundschaften schließen ein ganz wichtiger Aspekt der Sailing Week ist.

So bleibt mir zum Abschluss nur noch, mich bei allen Teilnehmern, die sich kameradschaftlich und tolerant gezeigt haben, herzlich zu bedanken. Ohne diese Eigenschaften hätte so eine Veranstaltung niemals erfolgreich durchgeführt werden können.

Euer Othmar Karschulin


Für alle, die mehr Bilder von der dritten Multihull Sailing Week sehen möchten, habe ich 60 ausgesuchte Fotos bereitgestellt:
 Fotodatei herunterladen (ZIP knapp 14 MegaByte)

Weiterhin die Diashow mit Musik für das Heimkino:
 Diashow herunterladen (ZIP knapp 9,5 MegaByte)

Hier die kurzen und langen Statements von Teilnehmern:
 So sahen wir die Multihull Sailing Week 2009


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